13 August 2018
Ein heilsamer Tag
Geschrieben von Stephan Engelhardt, Veröffentlicht in Ernährung, Gedanken
Während den NaturSchule Seminaren, Wildkräuterwanderungen und Einzelberatungen erlebe ich oft, dass sich Teilnehmer bez. der Gesundheit hauptsächlich auf die Ernährung fixieren. Eine gesunde Ernährung ist essentiell für eine gute Gesundheit, doch was bringt sie ganzheitlich betrachtet tatsächlich, wenn man die körperliche Aktivität und die geistige und seelische Arbeit vernachlässigt?
Die Bewegung wird meistens noch berücksichtigt und viele betreiben sie leider bis zum Extrem. Ein Thema das kaum bedacht wird, ist die geistige und seelische Gesundheit. Hier sind oft die großen Baustellen an denen man nicht gerne arbeitet und sie verdrängt. Alles ist miteinander in Verbindung und viele körperlicher Leiden sind psychosomatischer Natur. D.h. seelische Einflüsse beeinflussen körperliche Vorgänge und können zu Krankheiten führen. Gerade hier kann der Schlüssel für wirkliche Gesundheit und Lebensfreude liegen.
Im Folgenden beschreibe ich auszugsweise einen Tag, den ich so seit langem als sehr positiv für Körper, Geist und Seele erfahre. Es sind meine persönlichen Erfahrungen und ich hoffe sie können dir nutzbringende Ideen und Impulse geben.
Du wachst auf und bist dankbar für den neuen Tag und alles was du lernen, erfahren und erleben darfst. Setze dich aufrecht auf die Bettkante und recke und strecke dich ausgiebig. Dehne dich im Stehen erneut. Nehme ganz bewusst einige tiefe Atemzüge am offenen Fenster.
Das morgentliche Ölziehen ist eine einfache Methode zur täglichen Entgiftung. Ölziehen wirkt positiv auf die Zahn- und Mundgesundheit und wird seit Jahrtausenden zur ganzheitlichen Krankheitstherapie angewendet. Es wurde schon im ayurvedischen Lehrbuch „Charaka Samhita“, verfasst vom Arzt Charaka ca. 1500 Jahre vor Christus, beschrieben. Im Westen wurde das Ölziehen vermutlich in den 90iger Jahren durch den russischen Arzt Dr. F. Karach bekannt.
Nehme einen Esslöffel Bio Kokos- Sesam- oder Sonnenblumenöl und bewege es ca. 20ig Minuten im Mundraum. Trinke vorher nichts. Kokosöl ist besonders geeignet, da es die Zahn- und Mundgesundheit zusätzlich positiv beeinflusst. Schlucke das Öl auf keinen Fall herunter, sondern spucke es z.B. in ein Glas und gebe es zur Altölentsorgung. Spüle den Mund gründlich aus und putze die Zähne. Wenn es für dich sehr ungewohnt ist und Überwindung braucht schon am Morgen Öl im Mund zu haben, beginne mit einer kleineren Menge. Schon bald wirst du das morgentliche Ölzieh-Ritual nicht mehr missen wollen. Ich mache das Ölziehen gerne während den morgentlichen Aktivitäten im Bad oder der Küche.
Meditation morgens und abends
Stehe so früh auf, dass du vor den anstehenden Tagesaktivitäten genügend Zeit für einen „Moment“ der inneren Stille hast. Eine Meditation, ich übe die Zen-Meditation, erfahre ich als Klarheit, Ruhe und Frieden gebenden Tagesbeginn. Die Meditation sollte mindestens 25 Min. dauern. Am Anfang wird das ggf. nicht gelingen, da der Körper schmerzt oder das „Kino“ im Kopf den Geist malträtiert. Überfordere dich nicht und meditiere so lange wie es dir möglich ist. Hilfreich ist es, wenn du dich mit deinem Atem verbindest und ihn beobachtest ohne ihn ändern zu wollen. Lasse die Gedanken so wie sie sind und bewerte sie nicht. Sie dürfen kommen und gehen. Meditiere absichtslos und mache sie zu einem täglichen Ritual. Die regelmäßige Meditation schenkt dir Ausgeglichenheit und inneren Frieden. Empfehlenswert ist es, danach noch einige Dehnübungen zu machen oder Yoga zu üben. Ein so beginnender Tag ist ein guter Tag.
Den Tag ohne Frühstück beginnen
Nimm kein Frühstück zu dir und konsumiere keine Massenmedien wie Zeitung, Fernsehen, Radio. Massenmedien „füttern“ uns mit Informationen die meistens nicht nützlich für unser Dasein sind und uns negativ beeinflussen. Am Morgen ist der Körper nicht bereit für die Verdauung von Nahrung, da er seine nächtliche Entgiftungsarbeit, wenn sie denn stattfinden konnte, fortführen möchte. Die Nahrungsaufnahme würde diesen Prozess beenden.
Nehme die erste Nahrung im besten Fall erst zur Mittagszeit zu dir und trinke vorher nur. Esse wenn du tatsächlich Hunger hast. Damit ist nicht der Hunger gemeint, der die nach Hilfe rufende Seele befriedigt möchte. Essen kann ihr nur kurzzeitig ein gutes Gefühl geben und lässt die zugrundeliegende Ursache für das Unwohlsein nicht verschwinden. Mit körperlichem Hunger hat das nichts zu tun. Wenn Du deine Seele fütterst, dann tue es ganz bewusst und mache dir klar, warum du das jetzt tust.
Wenn dir das späte Essen schwerfällt, dann übe es z.B. an ein oder zwei Tagen in der Woche. Du wirst die Vorteile sehr schnell erfahren, was sehr motivierend wirkt es immer häufiger zu machen. Essen soll Freude bereiten, Energie geben und die Gesundheit fördern und erhalten. Ist das nicht der Fall, liegt das z.B. an ungünstiger Nahrung, der Nahrungsmittel-Kombination, dem zu schnellen und unbewussten Essen, zu frühen oder späten Essen oder der zu hohen Nahrungsmenge. Lasse die Nahrung weg, von der weist das sie dir nicht guttut und frage dich, warum du sie bisher trotzdem gegessen hast. Beginne das Weglassen mit der Nahrung, bei der es dir am leichtesten fällt. Vegane Nahrung mit hohen, am besten 100% Rohkostanteil, versorgt uns mit allem was wir benötigen, vorausgesetzt sie in ihrer natürlichen Umgebung entstanden, wurde nicht durch eine starke Verarbeitung denaturiert und ist sinnvoll ausgewählt.
Zutaten Vorschlag:
- Selbst gesammelte Wildkräuter.
- Sprossen (z.B. Kresse, Rosenklee, Alfalfa, Buchweizen, Bockshornklee, Sesam etc.).
- Heimisches oder europäisches Obst je nach Saison wie z.B. saure Äpfel, Kirschen, Orangen, Grapefruit, Johannisbeeren, Brom- und Himbeeren, Trauben, Melone, Pflaumen, Zwetschgen.
- Nüsse (z.B. Haselnuss, Walnuss, Mandel etc.) die ca. 12-15 Stunden in einem Wasserbad lagen und vor dem Verzehr gut abgewaschen wurden.
- Rohes Gemüse (z.B. Gurke, Karotte, Lauch, Fenchel etc.).
- Frischer Ingwer, Kurkuma, Knoblauch
- Gewürze wie z.B. Kümmel, Fenchel, Koriander, Kardamom, Nelken, Sternanis, Pfeffer. Die Gewürze wie die Nüsse in ein Wasserbad legen.
Bevor du mit dem Essen beginnst strecke dich im Sitzen oder Stehen, nehme die Schultern nach hinten und öffne deinen Brustkorb. Bewahre diese aufrechte und geöffnete Haltung während des Essens und am besten den ganzen Tag. Das schafft Raum im Körper und fördert die Verdauung und andere Körperfunktionen. Die innere Energie kann freier fließen.
Mache dir bewusst, woher deine Nahrung kommt. Wo standen die Wildkräuter und mit welchem Gefühl hast du sie gepflückt? Woher kommt das Obst, wie ist es gewachsen, welche Hände haben es geerntet und auf welchen Weg kam es zu dir? Sei dankbar für die Nahrung und segne sie.
Achtsam essen
Wenn du isst, dann tue nur das. Rede nicht, höre niemanden zu und lese während des Essens nicht. Wenn du zuhörst oder redest, dann unterbreche das Essen ganz bewusst für diesen Moment. Esse langsam und kaue gut. Die Verdauung der Nahrung beginnt im Mund mit dem Enzym Speichel-Amylase, das Kohlenhydrate aufspaltet und für den Körper verwertbar macht. Schlecht gekaute und eingespeichelte Nahrung kann nur wenig verwertet werden. „Der Magen hat keine Zähne“ sagt das alte Sprichwort.
Unterbrich das Essen ganz bewusst immer wieder. Nur dann kannst du spüren, ob du schon satt bist. Solange du ununterbrochen kaust oder nur nebenbei isst, übergehst du das Sättigungsgefühl und isst zu viel. Auch eine leichte und gut verdauliche Nahrung kann dann schwer im Magen liegen und belastet den Körper und den Geist. Esse nur so viel, dass du empfindest du könnest noch mehr essen.
Nach dem Essen ist ein wenig Bewegung gut. In der Natur zu sein, das Licht, die frische Luft und die Umgebung zu genießen ist ganz wunderbar. Vielleicht sammelst du schon Wildkräuter für die nächste Mahlzeit. Auch in der Stadt ist es angebracht nach dem Essen nicht direkt mit den anstehenden Aktivitäten weiterzumachen, sondern erst einmal draußen unterwegs zu sein.
Einmal-Essen und Intervallfasten
Nur einmal am Tag zu Essen ist sehr gut für den Körper, da das Verdauungssystem nur einmal beschäftigt ist. Am besten arbeitet die Verdauung zwischen 11 und 14 Uhr. Sehr ungünstig ist ein spätes Essen und besonders dann, wenn es sich um Nahrung handelt, die sich lange im Verdauungstrakt aufhält. Es kann dazu führen, dass die Verdauungsorgane während des Schlafs aktiv sind und der Körper nicht zur Ruhe kommt. Ein wirklich erholsamer Schlaf ist so kaum möglich.
Eine Möglichkeit das Einmalessen langsam und stressfrei zu beginnen, ist das intermittierende Fasten. Dabei findet die Nahrungsaufnahme in einem Zeitraum von 4-6 Stunden statt, sodass 18-20 Stunden nichts gegessen wird. Die Zeit der Nahrungsaufnahme sollte natürlich nicht in den Abendstunden sein. Eine gesunde, am besten rohe vegane Ernährung, ist die beste Voraussetzung um mit dem intermittierenden Fasten zu beginnen. Die unten genannten Zeiten für die Verweildauer von Speisen im Magen findet man im Internet:
- Getränke: einige Minuten
- Obst: 20 – 120 Minuten
- Fettarmer Käse, Joghurt: 1-2 Stunden
- Gemüse, Brot, Kartoffeln, mageres Fleisch: 2-4 Stunden
- Bratkartoffeln, Pommes Frites, geräuchertes Fleisch, Hering, Thunfisch, Pilze, Erbsen: 4 – 6 Stunden
- Fettreiches Fleisch, Rotkohl, Weißkohl, Sauerkraut: bis 8 Stunden
- Salami, Ölsardinen: bis 12 Stunden
Die Zeiten sind nur als grobe Richtwerte anzusehen, da es viele Einflüsse für die Verdauungszeit gibt. Z.B. wie gut wird die Nahrung gekaut, wie wird sie kombiniert, was wurde vorher gegessen, wie hoch sind die körperlichen Aktivitäten, in welchen gesundheitlichen Zustand ist das Verdauungssystem, werden verdauungsanregende Nahrungsmittel wie z.B. Wildkräuter mit ihren Bitterstoffen gegessen, wie wird die Nahrung zubereitet. Die o.g. Zeiten berücksichtigen zudem nicht, ob es sich um rohe oder erhitzte Nahrung handelt.
Mache alles so, dass es ohne Stress und Druck ist. Essen soll Freude bereiten, auch schon der Gedanke an die nächste Mahlzeit. Diäten funktionieren meistens nicht, da man für eine begrenzte Zeit schematisch etwas macht, ohne es aus tiefsten Herzen zu wollen. Wenn du auf die Signale deines Körpers und Geists achtest, wird sich der für dich passende Weg wie von selber zeigen. Vielleicht ist es nötig die Schokolade hundertmal zu essen und immer wieder zu erfahren, dass sie dir nicht guttut, um es dann zu lassen. Es ist ein Weg des Übens und Lernens.
Seelischer oder körperlicher Hunger?
Essen nach 18 Uhr nichts mehr. Mit einem leeren Magen wird der Schlaf tief und erholsam sein und der Körper kann effektiv entgiften. Wenn du am späten Nachmittag Hungergefühle hast, dann reagiere nicht sofort mit Essen darauf und beobachte das Gefühl. Ist es tatsächlich ein körperlicher Hunger, oder ein Hunger, der der unausgeglichenen Seele helfen möchte. Trinke ganz entspannt etwas und wenn du dann weiterhin feststellst das es ein körperlicher Hunger ist, kaue ausgiebig etwas schnell verdauliche Nahrung. Ein einziges Wildkraut, lange gekaut, kann schon ausreichen.
Ein abendlicher Spaziergang in der Natur entspannt auf allen Ebenen. Wenn du ganz bewusst das dich umgebene Leben wahrnimmst, dich mit ihm verbindest und spürst das du ein Teil von ihm bist, wirst du ein Gefühl von tiefen inneren Frieden empfinden.
Eine Meditation am Abend, so wie schon am Morgen, führt zu einem ruhevollen Ausklang des Tages. Sie ist ein Weg zu deinem wahren Selbst. Gehe früh zu Bett, sei dankbar für alles was der Tag dir gegeben hat und was du geben durftest und nehme das Gefühl von Ruhe und Frieden mit in den Schlaf.
Kommentare (1)
Öko-Theosoph
antworten